Raphael Nikola Janetzki

4 x 17,8cm x 24cm | 35mm s/w Analogfotografie | Handabzüge auf PE-Papier

transience (2024-25)

Die Motive dieser vierteiligen Reihe wurden 2024 in Norwegen am Preikestolen aufgenommen. Bei späteren Arbeiten mit den Film-Negativen wurden diese chemisch beschädigt. Die Beschädigungen äußern sich durch großflächige, fleckige Verfärbungen. Diese wirkten wie neue, abstrakte Objekte, die fotografiert wurden. Raphael entschied sich deshalb dafür, von diesen beschädigten Negativen erneut Abzüge zu entwickeln. Die Inspiration durch die Flecken auf den Negativen wird so für Betrachter:innen erlebbar. Im weiteren Verlauf wurden die Bilder deshalb nochmal invertiert, um das Erscheinungsbild der Beschädigungen der Negative auf Papierabzügen wiederzugeben. Durch die Inversion werden die optischen Unterschiede zwischen Original und Abbild unterstrichen.

Die invertierten Abzüge sind für Betrachter:innen ein Blick hinter die Kulisse, sozusagen mit ins Labor, und holen den künstlerischen Prozess aus dem Labor in den Ausstellungsraum. Der kreative Prozess spiegelt Raphaels Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und der Veränderung von Bildern wider. Der gesamte Entwicklungsprozess wurde analog durchgeführt, die Abzüge sowie ein Teil der Film-Negative wurden vom Künstler selbst entwickelt.

Wie schon der Titel andeutet, ist das zentrale Thema der Arbeit Transienz. Blickpunkt der einzelnen Motive sind die großflächigen Fehler der Bilder.

Die Flüchtigkeit, die sich in den Beschädigung der Negative äußert, ist in einer zunehmend digitalen Welt eine Eigenschaft unserer selbst, die immer mehr aus dem Fokus rückt. Digitale Fotos vergilben z. B. nicht, und sie können unendlich oft und exakt reproduziert werden. Exakte Reproduktionen sind bei Handabzügen auch beim genausten Arbeiten unmöglich, die Abzügen werden sich immer in kleinen Nuancen unterscheiden. Die Abzüge und Negative sind nicht für die Ewigkeit, auch wenn sie bei einer guten Lagerung viele Jahrzehnte überdauern können. Das Schwindende spiegelt sich außerdem im Medium der Arbeit, der analog Fotografie, wieder.

Mit Fotografien schaffen wir Abbilder von Momenten. Von Anfang an sind diese keine perfekten Reproduktionen, aber mit der Zeit entfernt sich das Abbild immer weiter vom ursprünglichen Moment der Aufnahme. Wir sehen Alterserscheinungen und andere ungewollte Veränderungen oft als Fehler an, in der Arbeit transience werden diese „Fehler“ der Fokus des Werkes. Die Flecken und Sprenkel können von Betrachter:innen ganz unterschiedlich interpretiert werden, ähnlich wie Sternbilder oder Wolken.

transience fordert Betrachter:innen auf, bewusst die Gegenwart wahrzunehmen, anstatt die Gegenwart in die Zukunft mitnehmen zu wollen.

Raphael studiert Kunst als Gasthörer. Er ist gelernter Elektroniker und macht zurzeit eine Weiterbildung zum Techniker für Elektrotechnik. Er interessiert sich sehr für digitale Technik, setzt sich aber auch kritisch damit auseinander. Die Beziehung zwischen Mensch und Technologie sind oft Bestandteil seiner Arbeiten.

Er arbeitet vor allem mit analoger schwarz-weiß Fotografie. Den Entwicklungsprozess seiner Arbeiten führt er ausschließlich mit analogen Techniken durch. Er fertigt Handabzüge und entwickelt mittlerweile auch die Film-Negative selbst. Er experimentiert gerne, sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Entwicklung der Abzüge. Die Abzüge archiviert er und stellt daraus verschiedene Arbeiten zusammen, welche er auch wieder rekombiniert.

Zurück
Zurück

Natalie Hundt

Weiter
Weiter

Jörg Paul Janka