Luisa Schmidt

all it takes | 2023
Inkjet-Prints, kaschiert auf Leichtschaumplatten | diverse Maße

Luisa Schmidt beschäftigt sich mit der Frage nach dem Konventionellen innerhalb einer Gesellschaft. Sie entwickelt neue, komplexe Bildkonstellationen aus Fotos, die bereits in einer digitalen Öffentlichkeit zirkulieren.
Mithilfe von digitalen Textkorpora, die ursprünglich in der Linguistik zur Untersuchung von Sprache angelegt wurden, extrahiert Luisa Schmidt ihr Material über einen eigenen
Algorithmus. Das Material wird kategorisiert und archiviert, und bildet schließlich die Grundlage ihrer fotografischen Arbeit. Ihr Fokus liegt dabei auf ungeschriebenen Regelwerken: den unzähligen, allgegenwärtigen Bildkonventionen. Diesen müssen sich alle Bilder zwangsläufig unterwerfen, wenn die Hochladenden die Fotos als Kommunikationsmittel im Internet verwenden. Der Reiz liegt dabei in der Wiederholung von immer wieder auftauchenden Bildmodellen, die eine spezifische Funktion zu erfüllen versuchen. In dieser Funktion fordern sie dabei unterbewusst einen ständigen Abgleich mit unserem Weltmodell: es wird nicht nur entschieden, was fotografierenswert ist, sondern auch die gesellschaftlich etablierte Art und Weise, wie das Motiv fotografiert wird, ist entscheidend für die Übermittlung von Information an die Rezipient*innen.
Dieses System ist fehleranfällig, deshalb reicht es oft nicht, ausschließlich durch Fotos zu kommunizieren. Untermalt wird das Bildmaterial in der Regel mit Texten, die sich ebenfalls konventionalisierten und standardisierten Wortgefügen bedienen. In diesem Jahr beschäftigt sich Luisa Schmidt in der Serie „allit takes“mit der Phraseologie dieses Textmaterials.
Durch die Herausstellung des simplen Textfragments, das allen Bildern der Serie von deren unterschiedlichen Autor*innen beigefügt wurde, wird die Phrase „allit takes“aus dem Kontext gerissen und in ihrer semantischen Sättigung grundlegend verändert. Die entstandene Lücke an Informationen wird nun den Betrachtenden abverlangt und kann nur noch über die Bilder erschlossen werden. Die Phrase und die Bilder stehen nun in einer gegenseitigen Interdependenz, die sich gegenseitig mit Inhalt auflädt, verändert und überspitzt. Zusätzlich erlaubt die reduzierte Auswahl an gleichwertig nebeneinander präsentierten Bildern in linearer Hängung eine narrative Lesart.

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Hannah Roth

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Michelle Schmitz